24. April. Bereits um 5:00 Uhr morgens sitzen Alex und ich im Auto und steuern Richtung Skjern Au in Dänemark. Eigentlich hat Alex überhaupt keine Zeit, denn er hat in knapp einem Monat sein mündliches Staatsexamen. Aber wir wollen nichts mehr als endlich wieder ans Wasser zu kommen.
Bereits im September des vergangenen Jahres waren wir dort erfolgreich. Alex konnte einen 85er Lachs und ich eine 55er Meerforelle landen.
Jetzt zu Beginn der Saison reizen die Dänischen Auen mit ihren aufsteigenden Blanklachsen. Wir verfolgen die Fangmeldungen seit der Eröffnung am 16. April. Kein Lachs unter 80 Zentimeter! Das motiviert und füllt uns voller Vorfreude. Zwei Tage wollen wir unser Glück versuchen.
Den ersten Tag fischten wir unterhalb der Gjaldbaek Brücke. Dort, wo wir letztes Jahr Fischkontakt hatten. Es ist sonnig aber noch recht frisch. Sorgsam lassen wir unsere Fliegen an den Strömungskanten fischen und arbeiten uns Schritt für Schritt stromäbwärts. Jedoch blieb der erste Tag ohne jeglichen Fischkontakt. Am Abend stieß Lasse zu uns und wir hatten zumindest einen erfolgreichen Gin-Tonic-Abend in unserer 10-Quadratmeter-Hütte auf dem Campingplatz in Skjern.
Mit jedem Wurf steigt die Spannung
Samstag, 7:45 Uhr. Die Augen öffnen sich nur schwergängig. Doch wir alle sind heiß auf Lachs! Ein schnelles Rührei landet im Körper und ab geht‘s auf den Weg zu einem von uns bisher ungefischten Abschnitt oberhalb der Abzweigung zur Vorgod Au. Es ist ein mystischer Morgen. Dunst liegt noch über der Au. In der Ferne hört man das für Dänemark typische Trällern der Lärchen. Alles klingt irgendwie dumpf. Ob das dem Vorabend zuzuschreiben ist? Man weiß es nicht. Wir montieren unsere Zweihandoutfits. Eine 8/9er Rute in 13 Fuß mit sinkenden Schnüren ist die perfekte Kombi für die Skjern. Die Wahl der Tubenfliegen fällt auf gelb/orange-farbene Muster.
Wir verteilen uns im Abstand von rund 50 Metern. Wärend es Alex und Lasse etwas weiter stromaufwärts versuchen, beginne ich stromabwärts der Brücke zu fischen. Es herrscht eine eigenartige Stille. Mit jedem Wurf steigt die Spannung: Wann kommt der erste Einstieg? Und kommt er überhaupt? Na klar kommt er! Dieses erwartungsvolle Gefühl treibt einen immer wieder ans Wasser und macht unser Hobby so spannend. Die Größe der Salmoniden die zur Zeit in der Au aufsteigen verstärken dies obendrein.
Ich beobachte die Wasseroberfläche, in der Hoffnung eine Fischbewegung sehen zu können. Der Himmel beginnt sich zuzuziehen und erste Regentropfen bilden Ringe auf dem Wasser. Ich nehme mein Walki Talki und funke Alex die optimistischen Worte „pass auf, gleich knallt es“. Nebenbei eine absolut empfehlenswerte Sache sich mit Funkgeräten auszustatten um so den Kontakt zu seinen Angelkollegen halten zu können.
Und dann plötzlich, am Ende einer Linkskurve, rund 20 Meter von mir entfernt, zeigt sich ein Fisch und macht sich mit deutlichem Flossenschlag bemerkbar. „Lachs“ gebe ich meinen Jungs durch. Sofort steigt der Puls. Ich taste mich langsam Wurf für Wurf an den Pool heran. Rund 30 Mal lasse ich die Fliege durchtreiben. Leider ohne jegliche Reaktion. Wir entscheiden uns dazu, eine Pause einzulegen, unsere Augen dabei stets aufs Wasser gerichtet. Kurz darauf sehen wir alle den Fisch erneut an der selben Stelle buckeln. Jetzt heißt es Angriff. Alex watet vorsichtig an der Uferkante entlang und beginnt den Pool zu fischen. Lasse und ich sehen gespannt zu. Ein Einstieg liegt in greifbarer Nähe. Auch Alex macht rund 30 Würfe. Nix. Kein Biss, keine weitere Regung zu sehen. Mir lässt der Anblick des gestiegenen Lachses keine Ruhe und ich bin der nächste der einen Versuch startet. Ich platziere meine Fliege exakt vor der gegenüberliegenden Uferkante. Dort wo die Strömung am schnellsten ist. Zentimeter für Zentimeter bewege ich mich nach jedem Wurf Richtung Pool. Es beginnt zu kribbeln. Nervosität kommt auf. Jeder Wurf kann jetzt der entscheidende sein der den ersehnten Einstieg bringt.
Und dann passiert es! Nach rund 15 Würfen spüre ich ein Zucken. Die Fliege hatte „ausgefischt“ und stand zu diesem Zeitpunkt nahezu still. Endlich! Der Lachs hatte sich die Fliege genommen. Noch hatte ich keine Ahnung wie groß der Fisch wohl sein mag. Er schwamm direkt nach dem Biss stromaufwärts. Ich musste sehr schnell Kurbeln um die Spannung der Schnur halten zu können. Aber dann entfaltete das Muskelpaket seine Kraft und knallte mir ordentlich in die Bremse. Ich ließ ihm einige Meter von der Rolle nehmen. Lasse konnte in der Zwischenzeit zur Kamera greifen und den Drill verfolgen. Der Lachs drehte und machte seine Kraft erneut durch ordentliche Schläge an der Rute bemerkbar. Er schraubte sich einige Male aus dem Wasser. Spätestens jetzt wusste ich, dass ist ein richtig fetter Blanklachs. Es folgten zehn Minuten voller Anspannung und Adrenalin. Ein richtig fetter Drill! Der Fisch wurde langsam müde. Jetzt war es möglich das kapitale Silber Richtung Ufer zu führen. Zwei deutsche Angler die den Drill aus der Ferne gesehen hatten kamen dazu und halfen mir beim Landen. Kurz darauf konnte ich den ersten Lachs meines Lebens in den Händen halten. Ein unglaubliches Gefühl das mich nie wieder loslassen wird. Rund 8kg voller Power auf 93 Zentimetern, silberblank! Der Traum eines jeden Fliegenfischers. Ich konnte ihn mir erfüllen und ich bekomme immernoch ein Grinsen im Gesicht wenn ich an diesen grandiosen Angeltag zurückdenke. Das ich meinen ersten Lachs wieder releasen werde stand für mich von Anfang an fest. Auch das ist ein gutes Gefühl!
Das Video zur Reise „DANISH SILVER“
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